Zu Besuch in der Realschule Eberbach

Angeregter Austausch mit den Klassen 9a und 10a

Klassenzimmer sollten weit mehr sein als Orte der schulischen Stoffvermittlung, sondern immer auch Räume für Anschlusskommunikation, Gespräche und den Austausch von verschiedenen Perspektiven öffnen. Um über den eigenen „Denkraum“ hinausdenken zu lernen, verfolgt der Gemeinschaftskundeunterricht an der Realschule Eberbach das Ziel, den Schülerinnen und Schüler durch Begegnungen mit Abgeordneten lebendige Einblicke in das politische Geschehen zu ermöglichen und ihnen dabei auch eine Stimme zu geben. So wird das Klassenzimmer zur Agora – einem Platz der Debatte, auf dem verschiedene, bunte Sichtweisen den eigenen Gesichtskreis erweitern und neue Denkanstöße gehandelt werden. 

Einen solch lebendigen Austausch ermöglichte ich kürzlich den Klassen 9a und 10a der Realschule Eberbach. Die beiden Klassen nutzten ausgiebig die Gelegenheit, mit mir ins Gespräch zu kommen. Gemeinsam haben ich mich mit ihnen über die herrschenden Gefahren durch Fake News und Stimmungsmache in den Medien unterhalten. Auch im Bereich des Etikettenschwindels bei Produkten erklärte ich, wie wichtig das kritische Hinsehen und Hinterfragen ist. Mündige Bürgerinnen und Bürger fallen nicht vom Himmel, sondern müssen auch durch gute politische Bildung in den Schulen in ihrer kritischen Urteilsfähigkeit angeregt werden. Mit Blick auf die Absenkung des Wahlalters auf 16 Jahre bei der nächsten Landtagswahl sehe ich auch einen deutlichen Auftrag an die Schulen, politische Bildung zu forcieren und den Jugendlichen notwendiges Rüstzeug für die aktive Mitbestimmung an die Hand zu geben. Wenn nicht parallel zur Absenkung des Wahlalters auch mehr Fokus auf die Vermittlung politischer Grundlagen und Demokratieverständnis gelegt wird, haben Populisten leichtes Spiel und die Kritiker der Absenkung werden am Ende Recht behalten.

Großes Diskussionsthema war die Notwendigkeit einer klimaschonenden Mobilitätswende. Einzelne Personen, die einzelne Autos fahren, sollten schnellstmöglich der Vergangenheit angehören und nicht die Zukunft der Mobilität darstellen – von Mobilitätswende kann nicht gesprochen werden, wenn die Zahl der zugelassenen Autos pro Jahr immer noch steigt. Aus Sicht der Jugendlichen müsste sich die Attraktivität des öffentlichen Nahverkehrs dringend verbessern, gerade im ländlichen Raum, wenn die Verkehrswende kein Lippenbekenntnis bleiben soll. Hier brachten viele Schülerinnen und Schüler von Gemeinschaftskundelehrer Martin Kohler aus den umliegenden Gemeinden von Eberbach ihre kritischen Perspektiven und Erfahrungen in die Diskussion ein.  Ich machte das Ziel einer gesteigerten Intermodalität deutlich, die durch die anschlussfähige Verknüpfung verschiedener Verkehrsmittel gerade im ländlichen Raum durch ihre Nutzerfreundlichkeit bestechen würde. 

Spannende Diskussionen ergaben sich auch im Bereich der Bildungspolitik, von der sich die Schülerinnen und Schüler weniger Stofffokussierung, sondern mehr Schülerorientierung, Lebensweltbezug und innovative Brücken in die Welt außerhalb der Schule wünschen würden. „Die Fragen der Schülerinnen und Schüler haben mich positiv überrascht,“ äußert sich Kohler im Anschluss an die etwas anders gestalteten Unterrichtsstunden. „Die Jugendlichen haben sich gut vorbereitet, was mir zeigt, dass sie auf jeden Fall Interesse an einem politischen Austausch haben.“, so Kohler weiter.   

Von den neuen Wegen, die die Realschule Eberbach im Gemeinschaftskunde-Unterricht geht, um die Urteilsfähigkeit der Jugendlichen zu schärfen, bin ich begeistert. Solche direkten Begegnungen sollten allerdings nicht nur mit Landes- und Bundespolitikern stattfinden, auch oder ganz besonders die Kommunalpolitik als Fundament unserer Demokratie sollte den jungen Menschen ebenfalls durch den persönlichen Austausch nähergebracht werden. Ich nehme das als Eberbacher Stadtrat gerne mal mit in unseren Gemeinderat! „Für die Schülerinnen und Schüler wäre das auf jeden Fall eine gute Sache!“ stimmte Kohler zu.

Das neue Begegnungskonzept des Gemeinschaftskundeunterrichts an der Realschule Eberbach sorgt auch bei den Schülerinnen und Schülern für Begeisterung, wie Kiana, 10a, zusammenfassend festhielt: „Ich finde es toll, dass wir an unserer Schule so etwas ermöglicht bekommen – wir können Politikern wichtige Fragen stellen und auch unsere Meinung mitteilen.“  Alicja, 10a, sieht gerade in den verschiedenen Perspektiven einen Lernzuwachs: „Ich finde es spannend, dass wir auch mit Politikern unterschiedlicher Parteien ins Gespräch kommen. Unterschiedliche Parteien und Perspektiven helfen dabei, mehr Einsicht in die Politik bekommen. “Politische Bildung lebt auch von Begegnungen und Gesprächen und das wird im Rahmen des Gemeinschaftskundeunterrichts ab der Realschule Eberbach nicht nur erlebt, sondern auch gemeinsam gelebt.